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[Rezension] Ronja Räubertochter - Astrid Lindgren

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Rezension

Ronja Räubertochter vonAstrid Lindgren

Umfang:240 Seiten Genre: Kinderklassiker

Verlag:OetingerPreis:15,00 € 


Mitten im Wald, zwischen Räubern, Graugnomen und Wilddruden, wächst Ronja, die Tochter des Räuberhauptmanns Mattis, auf. Eines Tages trifft sie auf ihren Streifzügen Birk, den Räubersohn aus der verfeindeten Sippe von Borka. Und als die Eltern den beiden verbieten, Freunde zu sein, fliehen Ronja und Birk in die Wälder …

Meine Meinung:

Lang lang ist es her, dass ich ein Buch von Astrid Lindgren gelesen habe - ich glaube fast (wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt), dass ich behaupten kann, selbst noch nie eine ihrer Geschichten entdeckt zu haben, sondern ihnen bisher ausschließlich beim Vorlesen mit meiner Mama begegnet bin.

Und wie toll meine Mama vorlesen konnte ... da wurden die verschiedensten Stimmen ausgepackt, die Stimmung aus dem Buch förmlich in mein Kinderzimmer gezogen und die buntesten Bilder in meine Fantasie gepflanzt. Was waren das für schöne, gemütliche Stunden damals, eingekuschelt mit einer heißen Schokolade diesen Geschichten lauschen zu dürfen. 

Ach ja, ein wenig wehmütig wird mir da ums Herz, aber ich hoffe, diese Zeiten irgendwann mit meiner eigenen Tochter wieder erleben zu dürfen, sie durch die unterschiedlichsten Bücher in fremde Welten entführen zu können und dort gemeinsam Abenteuer mit ihr bestreiten zu dürfen - was für eine schöne Vorstellung.

Doch genug von meinen Kindheitserinnerungen, zurück zu Ronja und ihren Abenteuern im Mattiswald. Beim Sortieren meiner Bücher fiel mir dieses Werk von Lindgren schon unendlich oft in die Hände, Anfang 2019 hatte ich es mal kurz angelesen und dann nicht mehr weiterverfolgt, doch Ende letzten Jahres war es endlich soweit: 

Die Geschichte rief mich zu sich undich versank augenblicklich in der rauen, wilden und ungestümen Weltder Ronja Räubertochter.

Was Astrid Lindgren wie kaum eine zweite Autorin, die ich kenne, schafft, ist es eine Atmosphäre zu erschaffen, die auf der einen Seite so magisch, kindlich und unbekümmert erscheint, aber auf der anderen Seite auch einen ernsthaften und nachdenklichen Klang verströmt, der mir oft beim Lesen ein wenig zu viel war. 

"In der Bärenhöhle, da ist es jetzt lausekalt, dachte sie. Und ich bin warm bis in die Zehenspitzen. War es nicht sonderbar, dass so wenig so glücklich machen konnte?"

Viele Kinderbücher ( gerade die Neuerscheinungen in den letzten Jahren ) strotzen nur so vor Friede, Freude, Eierkuchen, was mir in manchen Geschichten fast schon zu gekünstelt und klischeekitschig vorkommt. Dies findet man bei Lindgren nicht - und das ist völlig in Ordnung so. 

Ronja beschäftigt sich nicht nur mit den lebensfrohen Seiten ihres Daseins und ihrem unbekümmerten Leben im Mattiswald, nein, gerade gegen Ende wird die ganze Handlung grau, schwer und kommt mit Themen um die Ecke, die ich so nicht erwartet hätte.

Was ich dafür umso mehr genoss, waren die Bilder, die Landschaften und Gefühle, die während der Geschichte in mir aufsprudelten. Eine solche Wucht erlebe ich selten beim Lesen, doch hier konnte ich mich dem Zauber gar nicht entziehen. So viele Lebensweisheiten, die Lindgren versteckt zwischen den Zeilen, für Jung und Alt, für gute und für schlechte Zeiten - Ronja bietet dem Leser für jegliche Stimmungslagen die passenden Zitate.

"Eine Weile standen sie schweigend da und lauschten dem Zwitschern und Rauschen, dem Brausen und Singen und Plätschern in ihrem Wald. Alle Bäume und alle Wasser und alle grünen Büsche waren voller Leben, von überall her erscholl das starke, wilde Lied des Frühlings. 'hier stehe ich und spüre, wie der Winter aus mir herausrinnt', sagte Ronja. 'Bald bin ich so leicht, dass ich fliegen kann."

Ein Auf und Ab der Gefühle war es bei mir während des Lesens, weshalb ich es nicht selten auf die Seite legte, um mich mit einer anderen Geschichte abzulenken, bevor ich weiter mit Ronja durch den Wald stromern konnte. Die Buchhändlerin in mir wird "Ronja Räubertochter" nicht mehr gedankenlos als "nette Geschichte für zwischendurch" empfehlen können nach der Lektüre und meiner Tochter würde ich es auch nicht so früh vorlesen wie vielleicht andere Bücher von Astrid Lindgren. 

Mein Fazit:

Eine unvergleichliche Geschichte über eine Räubertochter und einen Räubersohn, die mich fesseln und mitreißen konnte und viel Lust auf träge Sommernachmittage im Wald machte. Old but gold passt hier wie die Faust aufs Auge und ich hoffe, dass Astrid Lindgren noch viele Jahrzehnte hinweg entdeckt wird von kleinen wie großen Lesern. Ich vergebe

~*4 ( von 5 ) Sterne*~


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